Wenn man es recht betrachtet ...
EIGENTLICH -
sagte Frau X zu Frau Y -
hat das nun
der Herr Z davon;
sie senkte dann
ihre Stimme zum vertraulichen Ton -
Erinnern Sie sich,
daß ich noch vor einem Jahr
zu Ihnen sagte,
das sei ein ideales Paar?
IM GRUNDE, wußte die andere,
ist es ganz klar,
wenn man ständig
seine Frau alleine läßt,
ist zu erwarten,
daß sie nicht nur Trübsal bläst,
und dabei hatte sie
doch ein Heim, ein Nest ...
WENN MAN, unterbrach sie Frau X,
es bei Licht besieht,
ist es immer wieder
das alte Lied:
man liebt sich,
und eh’ man sich versieht,
laufen die Männer
nur hinter der Arbeit her,
aber wir Frauen
brauchen einfach noch mehr,
und das zu verstehen,
ist doch nicht schwer!
Ja, erwiderte Frau Y,
die Männer sind so, leider,
aber haben Sie bemerkt,
wie viele Kleider
Frau Z haben muß -
und ich bin bei Gott kein Neider!
IM GRUNDE, eiferte sie weiter,
muß man aber auf der Erde bleiben,
und nicht, so wie Frau Z,
alles übertreiben.
Ich weiß nicht,
wie soll ich Ihnen das beschreiben -
Sie hat sich doch immer
verhalten wie ein Möchtegern-Star!
EIGENTLICH kann er
einem ja leid tun, nicht wahr?
sinnierte Frau X, und strich kokett
durch ihr natürlich gefärbtes Haar,
als Herr Z wie aus dem Nichts
erschienen hinter ihnen stand.
Die Damen traten
zurück an die Wand,
ein lächelnder Gruß -
man war sich ja bekannt,
und Herr Z verließ
gemessenen Schrittes das Haus.
EIGENTLICH sieht er
im Unglück ganz glücklich aus,
oder macht er sich
vielleicht gar nichts daraus?
vermutete Frau X, und
ihre Gedanken begleiteten Herrn Z.
EIGENTLICH ist er
doch immer zuvorkommend und nett -
ich glaube, lächelte sie diebisch,
den stieße ich nicht aus dem Bett.
Ich sage Ihnen, wandte sie sich
an Frau Y, geben Sie acht,
es kann passieren,
bevor Sie’s gedacht,
daß diese Frau Z Ihrem Mann
auch noch schöne Augen macht!
© Copyright by Peter-Michael Sperlich. Alle Rechte vorbehalten.
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